Interview mit Prof. Dr. Jörg Wagner – Präsident, Hochschule Nordhausen
Interview mit Prof. Dr. Jörg Wagner – Präsident, Hochschule Nordhausen
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Hallo Herr Prof. Dr. Wagner,
stellen Sie sich doch bitte einmal vor:
„Mein Name ist Jörg Wagner, ich bin Präsident der Hochschule Nordhausen. An der Hochschule bin ich Professor für Allgemeine Betriebswirtschaft, insbesondere Wirtschaftsinformatik. Studiert habe ich in Gießen und promoviert in St. Gallen. Nach Praxiszeiten in einer Großbank und einer Unternehmensberatung habe ich zunächst als Professor an der Hochschule begonnen und bin dann zum Dekan des Fachbereiches Wirtschafts- und Sozialwissenschaften gewählt worden und nach zwei Jahren erfolgte die Wahl zum Rektor der Hochschule, später dann zum Präsidenten der Hochschule.“
Aus der Bank in die Wirtschaftsinformatik klingt sehr interessant, wenn ich das so feststellen darf? Und welchen Bezug haben Sie dann als Präsident der Hochschule Nordhausen zur künstlichen Intelligenz?
„Künstliche Intelligenz ist neben Data-Systems eines meiner Forschungsgebiete. Zudem habe ich bereits während meiner Promotion neuronale Netze und Horn-Klauseln verwendet und später immer den Bezug zur KI-Forschung gehalten. Beim Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) bin ich Mitglied der Kommission für Internet und Digitales, die sich ebenfalls mit KI-Themen befasst.“
Und eben über diesen BVMW sind wir auch auf Sie und Ihre Arbeit aufmerksam geworden. Bleiben wir jedoch an der Hochschule und blicken mal auf Ihre Studierenden. Welche Inhalte vermitteln Sie Ihren Studierenden im Studiengang Informatik (B.Eng.) im Bezug auf künstliche Intelligenz oder speziell auf KI im Einzelhandel?
„Wir bieten ein breites Spektrum an der Hochschule an, von KI-Bootcamps bis hin zu spezifischen Veranstaltungen zu Chat-GPT, Microsoft Copilot und anderen Produkten. In die Lehre der Informatik, aber auch der weiteren Studiengänge sind spezifische KI-Inhalte integriert, die an die Veränderungen der Entwicklung neuer KI-Tools angepasst werden. Dabei spielen Large-Language-Models ebenso eine Rolle, wie Deep-Learning, Wissensspeicherung, Schlussfolgern über die Verwendung von Tokens und die Anwendung mittels Prompting.“
Wenn Studierende sich in diesen Fachgebieten ein Grundwissen erarbeitet bzw. angeeignet haben, welche Möglichkeiten haben Studierende Ihr Wissen im Bereich der künstlichen Intelligenz zu vertiefen?
„Als Hochschule für angewandte Wissenschaften legen wir einen hohen Wert auf den Praxisbezug. Wir haben viele Kooperationen zu Unternehmen, die ihrerseits KI-Methoden einsetzen und leiten auch die Studierenden an, nach Möglichkeit ihre Bachelorarbeit in einem Unternehmen zu schreiben und auch im Praktikumssemester ihre Erfahrungen zu vertiefen.“
Betrachten wir kurz die erwähnten Unternehmen, mit denen Sie kooperieren. Konnten Sie bereits erste Erfahrungen machen, wie stark sind Qualifikationen die Sie Ihren Studierenden vermitteln auf dem Arbeitsmarkt gefragt?
„Die Bedeutung von KI-Erfahrungen nimmt gerade rasant zu. Während zunächst vor Allem die Großunternehmen frühzeitig auf KI gesetzt haben, ist die Thematik über den Mittelstand nunbis zu den kleinen Unternehmen vorgedrungen. In vielen Branchen ist KI sogar ein kritischer Erfolgsfaktor.“
Als KI-Vermittler kommt uns diese Entwicklung sehr entgegen und wissen, dass die kleinen und mittelständischen Unternehmen bei uns ihren passenden KI-Partner finden. Stellen Sie bitte einmal dar, was ein Studium an der Hochschule Nordhausen besonders attraktiv macht?
„Die Hochschule Nordhausen ist eine kleine, feine Hochschule, an der Ingenieurwissenschaften, Informatik, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften studiert werden können. Wir liegen ziemlich nah am Mittelpunkt Deutschlands, d.h. alle Regionen sind relativ schnell zu erreichen. An der Hochschule Nordhausen wird PERSÖNLICHE BETREUUNG noch großgeschrieben. Neue Anforderungen bringen wir schnell in die Studiengänge ein und bilden in 30 Bachelor- und Masterstudiengängen hervorragende akademische Fachkräfte für die Wirtschaft aus, die deutschlandweit und international gefragt sind.“
Ich kann mir gut vorstellen ein persönliche Betreuung spielt auch beim HIKEathon eine große Rolle. Um was für eine Art von Veranstaltung handelt es sich dabei?
„Der HIKEathon ist ein von unserem Existenzgründungsinkubator veranstaltetes Innovationskonzept. Innerhalb von zwei Tagen werden Unternehmenskonzepte und Lösungen für drängende Herausforderungen zu einem Oberthema, wie z.B. Smart Cities oder X- Company erarbeitet. Durch die intensive Teamatmosphäre und die Verbindung von Fachleuten aus unterschiedlichen Disziplinen mit Studierenden der Hochschule entstehen kreative und hochinnovative Lösungsvorschläge, von denen einige bereits erfolgreich umgesetzt wurden.“
Solche Zusammentreffen unterschiedlichster Personen sind immense Innovationsmotoren, bei denen sicherlich hochspannende Pilotprojekte entstehen. Wie groß ist mittlerweile das Interesse an künstlicher Intelligenz unter den Teilnehmern, Coaches, Partner und der Jury?
„Wie in allen Bereichen, so ist auch hier ein hohes Interesse an KI vorhanden. Aus diesem Grund hat sich der Hochschulinkubator HIKE auch als Know-How-Pool zum Thema KI an der Hochschule weiterentwickelt und steht Studierenden, wie auch Lehrenden für ihre Fragen zur Verfügung. Oft entsteht aus der Beschäftigung mit dem Thema KI auch ein Ansatz für eine eigene Unternehmensgründung.“
Das erinnert mich stark an unsere eigene Unternehmensgründung, als wir uns mit dem IPAI in Heilbronn auseinandergesetzt haben. Wie bei Ihnen auch, sind hier zahlreiche Partnerunternehmen ansässig, die Menschen im Umgang mit künstliche Intelligenz im Handel, der Entwicklung oder der Produktion ausbilden oder Wissen vermitteln möchten. Können Sie eine erste Einschätzung abgeben, welche Rolle KI im Einzelhandel bei Ihren dualen Ausbildungsunternehmen bereits spielt?
„KI hat hier bereits eine bedeutende Rolle als Unterstützungstechnologie z.B. in der Produktentwicklung, der Programmierung oder für die Gestaltung von Produkten. Der Anteil von KI wird in der Zukunft nach meiner Einschätzung noch deutlich zunehmen.“
Das lässt sich sehr gut in Relation zur Nachfrage nach Fachpersonal stellen. Wenn wir von künstlicher Intelligenz im Handel sprechen, sprechen wir auch von riesigenDatenmengen. Hierbei kann es sich um besonders sensible firmeninterne Daten handeln, die die Unternehmen natürlich schützen möchten. Sie bieten bereits Seminare zur Datenverschlüsselung an. Wie weit erprobt ist die QKD-Technologie bereits und schützt somit unsere Privatsphäre?
„An der Hochschule Nordhausen läuft ein großes EU-Projekt zum Thema Quantum- Encryption, welches unser Informatikprofessor Dr. Thomas Hühn steuert. Unsere Hochschule hat den Projektlead und arbeitet mit dem Fraunhofer IOF in Jena, dem Heinrich-Hertz-Institut in Berlin, der TU-München und weiteren Partnern an Strategien, wie eine quantensichere Kommunikation möglich ist. Nach dem gegenwärtigen Stand der Erkenntnisse ist die QKD- Technologie sicher und ich hoffe, dass sie auch in Zukunft nicht knackbar ist. Oft sind es kleine Einfallstore, die von den Entwicklern übersehen wurden, die einen Angriff ermöglichen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind bei der QKD solche nicht aufgetreten.“
Dies kann im Umkehrschluss bedeuten, es ist eine Frage der Zeit, bis Daten „gehackt“ werden. Aber warum genau geht hierbei ein erhöhtes Risiko von Quantencomputern aus?
„Wenn leistungsfähige Quantencomputer existieren, die mit vielen Tausend Q-Bits parallel arbeiten, dann sind alle herkömmlichen Verschlüsselungsalgorithmen, wie beispielsweise RSA, nicht mehr sicher, da durch die enorme potenzielle Rechenleistung diese geknackt werden können. Bislang sind wir noch nicht so weit, aber in ein paar Jahren kann alles anders sein und insbesondere die USA, wie auch China sind in der Entwicklung sehr weit.“
Das ist allerdings wahr! China soll laut Angaben von McKinsey bereits 15,3 Mrd. $. in Quantencomputing investiert haben. Gegenüber einer solch übermächtigen Technologie fühlt man sich als Individuum angreifbar. Gibt es dennoch Möglichkeiten als Privatperson die eigenen Daten zu schützen?
„Diese Frage zu beantworten ist nicht einfach. Klar kann man für jede Anwendung einen langen, kryptischen Schlüssel verwenden, der am besten noch monatlich gewechselt wird, aber wer merkt sich diese dann vielen Passwörter? Es gibt auch Passwortmanagementsysteme. Die sind an sich recht sicher, doch was, wenn deren Passwort detektiert wurde? Dann wären alle dort gespeicherten Passwörter offen. Ich glaube, am besten ist es, seine Passwörter soweit möglich im Überblick zu behalten und diese an einem sicheren Ort zu verwahren. Vielleicht sogar zu Hause im Safe. Absolute Sicherheit gibt es vermutlich nicht.“
Das war ein wirklich einprägsamer Satz zum Schluss dieses spannenden Interviews. Vielen Dank Herr Prof. Dr. Wagner für Ihre Zeit und Expertise. Ich hoffe doch sehr wir sprechen uns bald wieder, vielleicht dann beim HIKEathon 2025 in Nordhausen oder einer Veranstaltung des BVMW. Wenn auch Sie in Ihrem Unternehmen KI sinnvoll einsetzen möchten, um Prozesse zu automatisieren und effizienter zu gestalten, sind wir von ai Pro Solution der ideale Partner für Sie. Wir beraten Sie umfassend und praxisnah zu den besten KI-Lösungen für Ihr Unternehmen. Kontaktieren Sie uns gerne!