KI-Schulungssoftware Test 2024: Was taugt die neue Generation im Einzelhandel?

KI-Schulungssoftware Test 2024: Was taugt die neue Generation im Einzelhandel?

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Der neue EU AI-Act stellt den Einzelhandel ab August 2024 vor eine große Herausforderung: Alle Mitarbeiter eines Unternehmens, das KI nutzt oder entwickelt, müssen über ausreichende KI-Kompetenzen verfügen. Jedoch zeigt die aktuelle Realität von KI im Einzelhandel ein anderes Bild.

Während nur 12 % der Unternehmen ihre Mitarbeiter in KI-Themen schulen, führen laut Bitkom ganze 48 % noch gar keine KI-Schulungen durch. Damit steht die Branche vor einem gewaltigen Umbruch, denn laut einer IBM-Studie müssen in den größten Volkswirtschaften weltweit über 120 Millionen Mitarbeiter in den nächsten drei Jahren für KI-Systeme neu qualifiziert werden.

In diesem Beitrag untersuchen wir die neueste Generation der KI-Schulungssoftware speziell für den Einzel- und Großhandel. Wir zeigen, welche Lösungen sich für die praktische Umsetzung besonders gut eignen und wie Sie Ihre Mitarbeiter effektiv auf die KI-gestützte Zukunft vorbereiten können.

KI-Schulungssoftware im Einzelhandel: Unsere Top 5 Anbieter

Im Zuge der wachsenden Bedeutung von KI-gestützten Systemen haben sich mehrere Softwareanbieter auf die Schulung von Einzelhandelsmitarbeitern spezialisiert. Eine aktuelle Studie des Handelsverbands Deutschland zeigt, dass bereits 23,5 % der deutschen Händler KI-Technologien in einzelnen Unternehmensbereichen einsetzen.

Vergleich der wichtigsten Funktionen

Die führenden KI-Schulungsplattformen unterscheiden sich primär in ihren Kernfunktionen:

iSpring Learn zeichnet sich durch seine intuitive Benutzeroberfläche und robuste Analysefunktionen aus. Die Plattform ermöglicht eine strukturierte Gestaltung von Lernpfaden basierend auf dem Wissensstand der Mitarbeiter. Besonders hervorzuheben ist die nahtlose Integration mit iSpring Suite, wodurch interaktive Kurse und Rollenspiele erstellt werden können.

TalentLMS bietet hingegen unabhängige Unterportale für verschiedene Abteilungen und Teams. Die Plattform ermöglicht es, Kurse in Kategorien wie HR oder Marketing zu organisieren. Darüber hinaus verfügt sie über integrierte Diskussionsforen zur Förderung des Peer-to-Peer-Lernens (P2P). Beim P2P-Lernen sind alle Teilnehmenden gleichermaßen Wissensvermittler und lernende Personen. Diese Methode wird häufig verwendet, um Wissen in Unternehmen auszutauschen.

LearnUpon überzeugt durch seine Blended-Learning-Funktionen (Kombination aus traditionellen Präsenzveranstaltungen und modernen E-Learning-Methoden) und die Integration mit Webinar-Tools wie Zoom und Adobe Connect. Die Teilnahme der Lernenden wird automatisch erfasst und an das System übertragen.

Docebo nutzt KI-Technologie für personalisierte Lernerfahrungen. Der KI-Assistent identifiziert spezifische Fähigkeiten innerhalb der Schulungen und passt Lernpfade automatisch an individuelle Bedürfnisse an.

Coursebox AI transformiert vorhandene Ressourcen mühelos in interaktive Kurse. Die KI-gestützten Funktionen optimieren den Trainingsprozess durch automatische Quizgenerierung und Bewertung der Antworten.

Bevor sich Unternehmen für eines dieser oder weiterer Schulungsprogramme entscheiden, müssen sie sich folgende Fragen beantworten:

  • Welche Vorkenntnisse haben meine Mitarbeiter?
  • Welche spezifischen Fähigkeiten und Kenntnisse benötigen Sie?
  • Wie tief soll das Verständnis gehen?
  • Gibt es unterschiedliche innerbetriebliche Zielgruppen?

Preise und Lizenzmodelle

Die Preismodelle variieren je nach Funktionsumfang und Nutzerzahl:

iSpring Learn bietet einen Start-Plan für 6.370 € pro Jahr (100 Nutzer) und einen Business-Plan für 7.410 € pro Jahr mit erweiterten Funktionen.

TalentLMS staffelt die Preise nach Nutzerzahl: Core-Plan (bis 40 Nutzer) für umgerechnet ca. 1.100 €/Jahr, Grow-Plan (bis 70 Nutzer) für 2.800 €/Jahr und Pro-Plan für 3.700 € Jahr.

LearnUpon bietet maßgeschneiderte Preispläne basierend auf der Unternehmensgröße, wobei individuelle Angebote erstellt werden.

Docebo verwendet ebenfalls ein nutzungsbasiertes Preismodell, das sich nach der Anzahl der aktiven Nutzer richtet.

Coursebox AI startet mit einem Expertenplan für 80€ monatlich und bietet einen Branded Plan für 420€ monatlich.

Praxistest: 30 Tage Einsatz im Supermarkt

Um die Praxistauglichkeit der KI-Schulungssoftware zu testen, wurde ein 30-tägiger Einsatz in einem mittelständischen Supermarkt durchgeführt. Dabei nutzten 25 Mitarbeiter die Plattform Area9, die vollständig in die bestehende Lernplattform integriert wurde.

Mitarbeiter-Feedback zur Bedienung

Die Rückmeldungen der Mitarbeiter waren überwiegend positiv. Besonders geschätzt wurde die intuitive Bedienung durch Single Sign-On, wodurch keine separate Anmeldung erforderlich war. Die KI-gestützte Lernplattform wurde hauptsächlich in Übungs- und Festigungsphasen eingesetzt, wobei 73 % der Befragten angaben, dass ihnen das Lernen mit den neuen KI-gestützten Formaten leichtfiel, da Area9 sich dem individuellen Wissensstand und dem Lerntempo anpasst. Die zunehmende Personalisierung des Lerninhaltes steigert zudem nachweislich das Selbstbewusstsein und die Motivation der Teilnehmer.

Lernfortschritte im Detail

Die adaptive Lernsoftware passte sich kontinuierlich an das individuelle Lerntempo und die Bedürfnisse der Mitarbeiter an. Durch die KI-gestützte Analyse der Lernaktivitäten konnten Schwierigkeiten frühzeitig erkannt und entsprechende Hilfestellungen angeboten werden.

Ein besonders effektiver Aspekt war die automatische Generierung von Verständnisfragen basierend auf den Schulungsinhalten. Diese Funktion ermöglichte eine rechtssichere digitale Absolvierung der Unterweisungen und eine kontinuierliche Überprüfung des Lernerfolgs. Die Qualität der generierten Fragen wurde von den Teilnehmern als hochwertig eingestuft.

Technische Probleme und Lösungen

Während des Praxistests traten einige technische Herausforderungen auf. Insbesondere die Integration der KI-Komponenten in die bestehende IT-Infrastruktur erforderte anfängliche Anpassungen. Allerdings konnten diese Probleme durch die enge Zusammenarbeit mit dem Support-Team von Area9 schnell gelöst werden.

Eine weitere Herausforderung war die Datensicherheit. Die Lösung verwendet ausschließlich die eingegebenen Informationen und bezieht keine externen Quellen mit ein. Dies gewährleistet einerseits den Datenschutz, begrenzt andererseits aber auch die Möglichkeiten der KI-gestützten Analyse.

Die Ergebnisse des Praxistests zeigen deutlich, dass KI-gestützte Schulungssysteme das Potenzial haben, die betriebliche Weiterbildung von Künstlicher Intelligenz im  Einzelhandel grundlegend zu verbessern. Insbesondere die Möglichkeit der individualisierten Lernpfade und die automatische Anpassung an verschiedene Lernniveaus wurden von den Mitarbeitern als großer Vorteil wahrgenommen. Darüber hinaus führte die Integration der KI-Komponenten zu einer spürbaren Entlastung der Ausbilder, die sich nun verstärkt auf die individuelle Betreuung konzentrieren können.

Kosten-Nutzen-Analyse für Händler

Die Implementierung von KI im Einzelhandel erfordert eine sorgfältige Abwägung zwischen Kosten und Nutzen. Eine Studie aus dem Jahr 2021 des Handelsverbands Deutschland zeigte, dass mehr als 70 % der befragten Händler Künstliche Intelligenz im Handel nicht als relevantes Investitionsfeld betrachten. Im Jahr 2024, nur drei Jahre später, planen 60 % der Einzelhändler bereits, KI in ihre Investitionsplanung zu berücksichtigen.

Einsparpotenziale durch KI-Training

Der direkte Nutzen von KI-Schulungen manifestiert sich hauptsächlich in der Zeitersparnis und der damit verbundenen Effizienzsteigerung, die von Unternehmen als dominierender Faktor hervorgehoben wird. Neben der Zeitersparnis heben Verantwortliche besonders hervor, dass:

  • Die Mitarbeiterzufriedenheit durch personalisierte Lernpfade gesteigert wurde
  • Eine nachhaltigere Ressourcennutzung im Geschäftsbetrieb und
  • Effizientere Prozessabläufe durch bessere Qualifikation sind möglich.

Implementierungskosten im Detail

Die primären Kostenfaktoren bei der Einführung von KI im Einzelhandel umfassen drei Hauptbereiche:

  1. Hardware-Komponenten:
  • Sensorische Komponenten
  • Bildgebende Systeme
  • Rechnersysteme und Laptops
  1. Personal und Infrastruktur:
  • Schulungskosten für Mitarbeiter
  • Lizenzgebühren für Software
  • Serverinfrastruktur-Aufbau
  1. Laufende Betriebskosten:
  • Internet- und Mobilfunkversorgung
  • Wartung und Updates
  • Datenspeicherung und -management

Allerdings zeigt eine Capgemini-Studie, dass Unternehmen durch den Einsatz von KI-Technologien durchschnittlich eine Verkaufssteigerung von 15 % erzielen können  – und das bereits seit dem Frühjahr 2023. Die Werte dürften weiter gestiegen sein mit der Entwicklung neuer KI-Systeme. Dadurch sind Unternehmen früher in der Lage, den ROI zu erreichen. Zudem bestätigen dreiviertel der befragten Unternehmen, dass Künstliche Intelligenz im Handel nicht zum Abbau von Arbeitsplätzen führen, sondern vielmehr neue Stellen schaffen wird.

Dennoch sollten Händler beachten, dass die tatsächlichen Kosten stark von der Unternehmensgröße und den bereits vorhandenen technischen Infrastrukturen abhängen.

Integration in bestehende Systeme

Die erfolgreiche Integration von KI-Schulungssoftware erfordert zunächst eine gründliche Analyse der bestehenden IT-Infrastruktur im Einzelhandel. Besonders wichtig ist hierbei die Berücksichtigung der ab Februar 2025 geltenden KI-Kompetenzanforderungen gemäß Artikel 4 des AI-Act.

Datenschutz und Sicherheit

Im Hinblick auf den Datenschutz müssen Einzelhändler besondere Vorsichtsmaßnahmen treffen. Die Datenschutzbehörden empfehlen folgende Maßnahmen:

  • Transparente Dokumentation der KI-Anwendungen
  • Anonymisierung personenbezogener Daten
  • Gewährleistung der Erklärbarkeit von KI-Lösungen
  • Einrichtung einer separaten, gesicherten IT-Umgebung
  • Regelmäßige Sensibilisierung der Mitarbeiter für KI-Risiken

Technische Voraussetzungen

Die technische Implementierung erfordert bestimmte Mindestvoraussetzungen. Entscheidend sind insbesondere:

  1. Hardware-Anforderungen:
  • Leistungsfähige CPUs (zentrale Verarbeitungseinheit) und GPUs (Grafikprozessoren)
  • Ausreichend Arbeitsspeicher (mind. 64GB RAM)
  • Mehrere 10-GbE- oder 40-GbE-Netzwerkports
  1. Software-Infrastruktur:
  • Nahtlose Integration mit anderen Systemen
  • Einfache Erweiterbarkeit
  • Anpassungsfähigkeit an künftige Anforderungen
  • Robuste Sicherheitsmaßnahmen
  • Regelmäßige Sicherheitsaudits

Datenmanagement

Darüber hinaus ist eine strukturierte Datenhaltung unerlässlich. Die Daten müssen organisiert und direkt abrufbar für die Software vorliegen. Strukturierte Daten im Kontext der KI sind Informationen, die in einem standardisierten, organisierten Format vorliegen und dadurch leicht von Maschinen und KI-Algorithmen verarbeitet werden können. Sie zeichnen sich häufig durch folgende Merkmale aus:

  • Tabellarische Struktur
  • Definiertes Schema
  • Maschinenlesbarkeit
  • Quantitative Natur

Daten wie Bilder oder Videos können durch entsprechende Labels teilweise strukturiert werden, gelten jedoch üblicherweise als „unstrukturiert“. Sie folgen keiner standardisierten Struktur und liegen nicht in tabellarischem oder relationalem Datenformat vor.

Fazit

Zusammenfassend zeigt unsere Analyse der KI-Schulungssoftware für den Einzelhandel ein klares Bild: Die neue Generation dieser Systeme bietet erhebliche Vorteile für Händler aller Größenordnungen. Tatsächlich belegen die Praxistests eine deutliche Steigerung der Mitarbeiterqualifikation bei gleichzeitiger Zeitersparnis im Schulungsprozess.

Allerdings stehen viele Einzelhändler noch am Anfang ihrer KI-Transformation. Die Investitionskosten erscheinen zunächst hoch, doch die nachgewiesene Verkaufssteigerung von durchschnittlich 15 % rechtfertigt den Einsatz dieser Technologie. Darüber hinaus schafft Künstliche Intelligenz im Handel neue Arbeitsplätze, anstatt sie zu gefährden.

Die technische Integration erfordert zwar sorgfältige Planung und Vorbereitung, besonders im Hinblick auf Datenschutz und Systemkompatibilität. Dennoch überwiegen die langfristigen Vorteile deutlich: Personalisierte Lernpfade, effizientere Prozesse und nachhaltigere Ressourcennutzung prägen die Zukunft des Einzelhandels.

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Schließlich steht fest: Die neue Generation der KI-Schulungssoftware bietet dem Einzelhandel genau die Werkzeuge, die für die erfolgreiche Bewältigung der kommenden EU-KI-Verordnung notwendig sind. Händler, die jetzt in diese Technologie investieren, verschaffen sich einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil für die Zukunft.